Absetzen im Schwerkraftverfahren
(von I. Wilde, OTL a.D.)
Hierbei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem durch Verringerung der Fluggeschwindigkeit und Verwendung einer der Flugzeugmasse angepassten Flügelklappenstellung eine bestimmte Erhöhung des Anstellwinkels des Luftfahrzeuges hergestellt wird. Nach Entriegeln der Last bewirkt dieses künstliche „Laderaumgefälle“, dass sich die Last ohne weiteres Zutun auf den Rollenbahnen in Bewegung setzt und den Laderaum über die Laderampe verlässt.
In Abhängigkeit von der Lastmasse und der Leichtgängigkeit des Rollenbahnsystems kann es bei diesem Verfahren zu Abweichungen bei der im Voraus berechneten Zeit zwischen Auslösung und Verlassen der Last über die Laderampe, und damit zu Abweichungen bei der Absetzgenauigkeit kommen.
In Abhängigkeit von den wendeten Lastenfallschirmen kann dieses Verfahren in Flughöhen von min. 300m (1000 ft) und ohne Einschränkungen nach oben zum Einsatz kommen.
Absetzausstattung
Beim Absetzen im Schwerkraftverfahren handelt es sich um ein vergleichsweise kostengünstiges Absetzsystem. Die Absetzausstattung besteht im Wesentlichen aus:
- Absetzplattform (Rollunterlage)
- Verzurrmaterial (zur Befestigung des Absetzgutes auf der Absetzplattform)
- Tragegurte (zur Befestigung der Lastenfallschirme an der Absetzplattform)
- Lastentrennschloss (zwischen Tragegurten und Lastenfallschirmen)
- Lastenfallschirme (Anzahl der Schirme in Abhängigkeit von der Lastmasse)
- Hilfsschirme (mit Verpackungssack und Aufziehleine)
Abb: Lastenabsetzausstattung Schwerkraftverfahren (typisch)
Beschreibung des Verfahrens
- Vor Erreichen der Absetzzone wird die Fluggeschwindigkeit reduziert, die Kabine drucklos gemacht und Laderampe und Ladetor werden geöffnet.
- Im Endanflug wird die Geschwindigkeit auf die Absetzgeschwindigkeit reduziert, die Ladeklappen werden auf eine Stellung gefahren, die der Fluggeschwindigkeit entsprechend einen positiven Anstellwinkel von ca. 5° bewirken.
Bei Erreichen des unter Berücksichtigung der aktuellen Windbedingungen berechneten Luftabsetzpunktes erfolgt das Auslösen der Last. Daraufhin rollt diese auf den Rollenbahnen in Richtung Laderampe.
- Nach Abkippen der Last erfolgt über die mit dem Ankerseil verbundenen Aufziehleine das Abziehen des Verpackungssackes. Der Fallschirm ist nun frei zum Öffnen.
- Der Lastenfallschirm der Last ist geöffnet, die Last pendelt aus und sinkt zu Boden. Die 2. Last ist ausgelöst und rollt in Richtung Laderampe.
- Während die 2. Last das Luftfahrzeug verlassen hat, hat die 1. Last auf dem Boden aufgesetzt. Das Lastentrennschloss hat die Verbindung zwischen dem Lastenfallschirm und der Last getrennt um bei stärkerem Bodenwind ein Schleppen der Last durch den Lastenfallschirm zu verhindern.