Traditionsgemeinschaft   Lufttransport   Wunstorf   e.V.           

Absetzen und Abwerfen von Lasten - Kriterien für die Auswahl

(von I. Wilde, OTL a.D.)

Für das Lastenabsetzen (dem Absetzen von Ladung mittels Fallschirm) sowie dem Lastenabwurf (Abwerfen von Ladung ohne Fallschirm) wurde eine Vielzahl unterschiedlicher Verfahren entwickelt. Sie kommen immer dann zur Anwendung, wenn im Zusammenhang von Naturkathastrophen oder militärischen Einsätzen eine Versorgung aus der Luft mangels geeigneter Landeplätze nicht durch Anlanden erfolgen kann.

Jedes einzelne dieser unterschiedlichen Verfahren hat Vor- bzw. Nachteile hinsichtlich Genauigkeit, verursachter Kosten, Empfindlichkeit des Absetz- / Abwurfgutes oder des Einsatzszenarios.

Es sind diese Kriterien, die Pate stehen bei Entwicklung oder Auswahl eines Verfahrens für den Einsatz.

Genauigkeit

Die Genauigkeit eines Absetzverfahrens wird im Wesentlichen durch 2 Faktoren bestimmt:

  • Berechenbarkeit des zeitlichen Verlaufes;  insbesondere die Genauigkeit der vorausberechneten Zeit, die die Last benötigt, um nach Auslösung des Verfahrens den Laderaum zu verlassen und die Berechenbarkeit der Zeit, die die Last am Fallschirm hängend dem Wind ausgesetzt ist,
  • Genauigkeit des im Voraus berechneten Windeinflusses auf die am Fallschirm hängende Last. Dieser Windeinfluss setzt sich aus dem Höhenwind (Absetzhöhe) und dem Bodenwind zusammen. Dabei gilt:
    • i.d.R nimmt der Wind mit der Höhe zu,
    • mit zunehmender Höhe dreht der Wind aufgrund der Erddrehung auf der Nordhalbkugel nach rechts
      (Beispiel:  Bodenwind aus N, Höhenwind aus NO).
    • Die TRANSALL C-160 ist mit ihrem Flight Management System in der Lage, den aktuellen Höhenwind zu messen, der Bodenwind wird ggf. durch Bodenpersonal in der Dropzone gemessen. Das FMS berechnet daraus einen mittleren ballistischen Wind für den Absetzvorgang. Steht die Bodenwindmessung nicht zur Verfügung, kann ausgehend vom gemessenen Höhenwind trotzdem ein ballistischer Wind bestimmt werden, der dann ein statistisches Modell verwendet, welches Winddrehung und Abnahme der Windgeschwindigkeit berücksichtigt.

 

Empfindlichkeit des Absetzgutes

Die Empfindlichkeit des Absetzgutes hat wesentlichen Einfluss auf den Aufwand, der bei der Vorbereitung der Absetzlasten zu betreiben ist. So kann in aller Regel für das Absetzen von Mengenverbrauchsgütern (z.B. Lebensmitteln) auf die Verwendung von Wabenpapier als Stossdämpfer verzichtet werden. Dagegen erfordert das Absetzen von empfindlichen Gütern (z.B. Fahrzeuge oder elektronische Geräte) die Verwendung von stoßdämpfendem Material (z.B. Wabenpapier).

 

Kosten

Die kostengünstigste Lösung für den Transport von Ladung ist das Anlanden mit dem Transportflugzeug. Sollte dies aufgrund fehlender Landeplätze nicht möglich sein, so kann auch unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit der Einsatz von Absetzverfahren geboten sein.

Hierbei gilt, je höher die Anforderungen an die Genauigkeit, je empfindlicher das Ladegut und je niedriger die Absetzhöhe, desto teurer ist das zu verwendende Absetzverfahren.

 

Einsatzszenario

Wesentlichen Einfluss auf die Auswahl eines Absetzverfahrens hat das Einsatzszenario. Da jedes Transportluftfahrzeug während des Absetzvorganges hinsichtlich Geschwindigkeit und Manövrierbarkeit sehr stark eingeschränkt ist, ist beim Absetzen im Rahmen nicht ziviler Hilfseinsätze einem möglichen Bedrohungsszenario Rechnung zu tragen.

So ist bei einer bodenseitigen Bedrohung durch Infanteriewaffen oder schultergestütze Boden-Luftraketen ein Verfahren für das Absetzen aus großen Höhen zu bevorzugen, wohingegen die Verwendung eines Absetzverfahrens in niedrigen Höhen die Gefahr der Erfassung durch radargelenkte Boden-Luft-Abwehrsysteme minimieren kann.

 

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