Piaggio 149D
Die Piaggio P.149 ist ein viersitziges, einmotoriges Leichtflugzeug des italienischen Herstellers Piaggio. Sie ist ein Ganzmetallflugzeug und bedingt kunstflugtauglich. Die Piaggio P.149 entstand Anfang der 1950er-Jahre als Weiterentwicklung der P.148 und wurde vornehmlich zivil oder militärisch als Schul-, Verbindungsflugzeug oder Reiseflugzeug eingesetzt.
Größter Nutzer des Flugzeugs war die deutsche Luftwaffe, die über 260 Exemplare des Flugzeugs beschaffte und diese von 1957 bis 1990 einsetzte. Auch die Luftstreitkräfte Österreichs, die israelischen Luftstreitkräfte sowie drei afrikanische Staaten setzten das Muster in ihren Luftwaffen ein. Die Schweizerische Luftverkehrsschule nutzte das Muster als Standardschulflugzeug für die Piloten der Swissair.
Während der militärischen Einsatzzeit in Deutschland zeigten sich teilweise erhebliche Mängel an diesem Flugzeug, die jedoch alle behoben wurden. Es gilt heute als gutmütig im Flugverhalten und technisch als zuverlässig.
Viele Piaggio P.149 gingen nach ihrer kommerziellen oder militärischen Nutzung wie andere Schul- oder Verbindungsflugzeuge in privaten Besitz über. Sie hat in Fliegerkreisen den Spitznamen „Pitschi“.
Militärische Nutzung in Deutschland
Bei der Suche nach einem geeigneten Schulflugzeug für die Bundeswehr setzte sich die P.149 im Jahre 1956/57 in einem Vergleichsfliegen gegen die Saab 91 Safir und die Beechcraft T-34, eine militärische Variante der Beechcraft Bonanza, durch. Es ist heute davon auszugehen, dass die P.149 sich gegenüber den Vergleichsmustern unter anderem wegen des großen Platzangebots durchsetzen konnte, da das Flugzeug bei der Marine und bei der Luftwaffe auch als Verbindungsflugzeug eingesetzt werden sollte. Im Mai 1957 lieferte Piaggio das erste von 72 georderten Flugzeugen an die Luftwaffe aus. Wenigstens 190 Flugzeuge wurden bei Focke-Wulf in Bremen in Lizenz gefertigt.
Die Flugzeugführerschule „S“ (FFS„S“), die ab 1978 in das Lufttransportgeschwader 62 überging, war die erste Nutzereinheit der P.149 in der Bundeswehr. Die angehenden Flugzeugführer hatten zum Zeitpunkt des Eintretens in die FFS"S" bereits ein Auswahlverfahren hinter sich gebracht und erhielten nun 120 Flugstunden auf der P.149.
Bei den Flugstunden handelte es sich zunächst um eine Einweisung auf das Muster, auf die anschließende Kunstflug, Tagnavigationsflüge, Instrumentenflüge, Nachtflüge, Überlandflüge und Schlechtwetterflüge folgten. Zum Abschluss der Schulung fand ein Prüfungsflug statt.
Foto: Karsten Palt - flugzeuginfo.net |
Bis zum März 1959 wurden die Ausbildungsgruppen der FFS"S", die bis dahin auf dem Flugplatz Memmingen stationiert waren, auf verschiedene Flugplätze verteilt, zu denen auch der Fliegerhorst Diepholz gehörte. Dort studierten vier Fluglehrer ein Kunstflugprogramm für die Öffentlichkeit ein. Im Rahmen der Vorführungen fanden zunächst Verbands- und Formationsflüge mit vier P.149 statt, danach eine Solovorführung mit einer metallisch blank polierten P.149 aus der Formation. Nachdem am 19. Juni 1962 vier Starfighter der Bundeswehr bei einer Übung für eine Flugvorführung über Nörvenich abstürzten und dabei vier Todesopfer zu beklagen waren, wurden in der Bundeswehr sämtliche Kunstflugaktivitäten untersagt – auch die mit der P.149.
Ein weiterer Einsatzort der P.149 war ab dem 10. Mai 1961 das Fluganwärterregiment (FlAnwRgt) auf dem Fliegerhorst Uetersen. Das Fluganwärterregiment führte die Prüfungen der Fluganwärter bis dahin auf der Piper L18C durch. Hier wurden auch afrikanische Piloten im Zuge von Wirtschaftshilfe auf der P.149D geschult.
Im Jahre 1963 tauschte die Flugdienststaffel der Technischen Schule der Luftwaffe 1 ihre bis dahin verwendeten Harvard Mk. IV gegen die Piaggio P.149. Die Aufgabe der P.149 bestand bei dieser Flugdienststaffel darin, Ziele für Trainingszwecke von Fernmeldepersonal darzustellen.
Auch die Marine verwendete zwölf Maschinen des Typs P.149. Diese wurden bei der Marine-Dienst- und Seenotstaffel, beziehungsweise dem Marinefliegergeschwader 2 und Marinefliegergeschwader 3 eingesetzt.
Das Flugzeug wurde an vielen weiteren Einsatzorten der Bundeswehr geflogen und zog mit seinen Staffeln regelmäßig um. Da viele Ausbildungsschritte der Bundeswehr in die Vereinigten Staaten verlagert oder anderweitig ausgelagert wurden, verkaufte die Bundeswehr über die Vebeg GmbH die P.149 bereits ab 1972. Beim Verkauf wurden Sportgruppen der Bundeswehr gegenüber privaten Interessenten bevorzugt behandelt. Im Rahmen von Wirtschaftshilfe erhielten auch Nigeria und Uganda Flugzeuge dieses Typs von der Bundeswehr.
Am 31. März 1990 wurde die P.149 bei der Bundeswehr offiziell außer Dienst gestellt. Zu diesem Zeitpunkt war sie das älteste Flugzeug der Luftwaffe.
[Quelle: Wikipedia]