Traditionsgemeinschaft   Lufttransport   Wunstorf   e.V.           

Lastensegler DFS-230

 DFS 230

Nach dem Ersten Weltkrieg war der Motorflug in Deutschland von den Siegermächten verboten worden. Der Segelflug war jedoch erlaubt und führte dazu, dass sich Deutschland auf diesem Gebiet mit zahlreichen Projekten beschäftigte. Das führte unter anderem zur Entwicklung großer Lastensegler, mit denen man ursprünglich Post befördern wollte.  Das Militär erkannte schnell das Potential von Lastenseglern für den militärischen Lufttransport. Vor allem der Einsatz von Fallschirmjägern konnte durch Lastensegler auf ein ganz neues Niveau gehoben werden.

Unter strenger Geheimhaltung entwickelte das Deutsche Forschungsinstitut für Segelflug (DFS) mit Sitz in Darmstadt-Griesheim unter der Leitung von Hans Jacobs den Lastensegler DFS 230. Der Rumpf bestand aus einem stoffbespannten Stahlrohrgerüst. Das Cockpit wies eine aufklappbare Haube aus Plexiglas auf. An der rechten Rumpfseite befand sich eine große Zugangstür. Die Sitzbank für neun Fallschirmjäger konnte zur Aufnahme von Fracht ausgebaut werden.  Der Segler wurde als Schulterdecker ausgelegt, Tragflügel und Leitwerk in Holzbauweise ausgeführt und die Flügelnasen wiesen eine Sperrholzbeplankung auf. Auf der Flügeloberseite baute man Bremsklappen aus Leichtmetall ein. Zum Start diente ein abwerfbares Fahrgestell, gelandet wurde auf einer Holzkufe.

Das Cockpit stattete man mit folgenden Instrumenten aus: Wendezeiger, Grob- und Feinhöhenmesser, Fahrtmesser, Kompass, Variometer und Borduhr. Eine Bordverständigungsanlage, gespeist durch eine 24 Volt-Batterie, vervollständigten die Ausrüstung.

Ein im Rumpfheck untergebrachter Bremsschirm sollte die Landestrecke verkürzen und den Lastensegler mit extrem hohen Sinkgeschwindigkeiten bis zu 60m/s sturzflugfähig machen.  Zum Niederhalten der Bodenabwehr konnte an der rechten Rumpfseite ein Maschinengewehr angebracht werden, die Bedienung erfolgte durch den hinter dem Flugzeugführer sitzenden Soldaten.

Als Zuladung nahm der Lastensegler maximal 1.257 kg auf. Die normale Schleppgeschwindigkeit für den Segler betrug 180 km/h, die maximal erlaubte Fluggeschwindigkeit wurde mit 360 km/h angegeben. Die Gleitzahl im Segelflug betrug circa 11.

Für den Flugzeugschlepp  kamen die Typen Ju-52, Ju-87, Hs-126, He-111 und Me-110 zum Einsatz und als Schleppverbindung diente ein 40 m langes Stahlseil oder eine 1,5 m lange Deichsel aus Stahlrohr (Starrschlepp). Von entsprechend leistungsstarken Schleppflugzeugen (z. B. He 111 Z) konnten auch mehrere Lastensegler gemeinsam geschleppt werden.

Bundesarchiv Bild 101I 568 1530 13 Italien Lastensegler DFS 230 bei LandungDas Geheimnis der deutschen Lastensegler wurde erstmals am 10. Mai 1940 bei der Eroberung der belgischen Festung Eben Emael gelüftet. Das  Luftlandeunternehmen verlief dabei aus deutscher Sicht äußerst erfolgreich und die Besatzung des Forts wurde vollkommen überrascht. Während des Krieges wurden Lastensegler bei der Eroberung Kretas ebenso eingesetzt wie bei der Versorgung der deutschen Truppen in Afrika.  Eine besondere Rolle spielten die Lastensegler bei der Versorgung eingeschlossener Soldaten. Für viele Flugzeugführer von Lastenseglern bedeutet der Flug in einen Kessel einen Flug ohne Rückkehr und oftmals auch den sicheren Tod. Dramatische Szenen spielten sich bei der Versorgung von Stalingrad durch Lastensegler ab. Oft war keine ausreichende Landefläche mehr vorhanden und schwere Unfälle waren die Folge.

DFS 1

Bis April 1942 wurden ca. 1.480 Lastensegler des Typs DFS 230 produziert. Dann wurde die Herstellung zugunsten eines größeren Seglers eingestellt.  Da die Einsätze des DFS 230 oft im Verbund mit der Ju-52 erfolgten, ist es nur folgerichtig, in unserem Museum einen solchen Segler auszustellen. Damit soll auch der Einsatz der Flugzeugführer von Lastenseglern gewürdigt werden, die eben nicht die Möglichkeit hatten, bei Gefahr noch einmal „durchzustarten“.

Der Nachbau erfolgt aus Kostengründen in mehreren Etappen. Zurzeit ist das Rumpfvorteil in der Restaurierung und soll zeitnah unseren Besuchern wieder präsentiert werden. Der in Zukunft im Museum ausgestellte Rumpf ist ein Nachbau im Eigentum unserer Traditionsgemeinschaft. Der Verein hat sich bemüht, möglichst viele Originalteile, wie z.B. das Instrumentenbrett, zu erwerben und diese im Segler einzubauen.

Fotos: © TGLW, Mitte: Bundesarchiv_Bild_101I-568-1530-13,_Italien,_Lastensegler_DFS_230_bei_Landung

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